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Im Februar 2025 zählt der Kryptomarkt 36,4 Millionen Token. Fast 11 Millionen davon sind auf CoinMarketCap gelistet. Zum Vergleich: In den Jahren 2013–2014 hatten Investoren weniger als 500 Token zur Auswahl. Laut einigen Analysten bringt die enorme Menge an Memecoins Probleme mit sich, wie eine übersättigte Marktlandschaft und ein nachlassendes Interesse an technologisch ausgereiften Kryptowährungen.
Eigene Memecoin zu erstellen ist einfacher denn je
11 Millionen sind weit mehr als die rund 3.000 Kryptowährungen während des Bullenmarktes 2017. Dennoch gibt es eine wichtige Einschränkung: Nicht alle Token sind aktiv, und manche Krypto-Projekte brechen bereits kurz nach ihrem Start wie ein Kartenhaus zusammen. Gründe dafür sind mangelnde Aufmerksamkeit und öffentliches Interesse. Zudem gibt es immer wieder Krypto-Betrügereien, wie etwa den Fall des „Hawk Tuah“-Mädchens.
Heutzutage ist es einfacher denn je, eine eigene Memecoin zu erstellen. Ein Krypto-Nutzer benötigte dafür laut einem Video auf „X“ (ehemals Twitter) aus dem Jahr 2023 nur 27 Sekunden. Auch für die Erstellung eines Tokens auf Pump.fun – einer Plattform, die bei den europäischen Regierungen nicht besonders beliebt ist – ist kaum technisches Wissen erforderlich. Eine Memecoin kann für wenige Dollar erstellt und auf dem Solana-Netzwerk veröffentlicht werden. Dadurch wurde der Kryptomarkt 2024 mit neuen Memecoins wie TRUMP regelrecht überschwemmt.
Memecoins lenken Aufmerksamkeit von technologischen Altcoins ab
Analysten zufolge haben Memecoins eine negative Auswirkung auf die Wahrnehmung von „Tech-Altcoins“. Dabei handelt es sich um Kryptowährungen mit technologischen Anwendungen, wie Cosmos (ATOM) und Chainlink (LINK). Diese erhalten weniger Aufmerksamkeit, da einige Memecoins die Schlagzeilen dominieren. Dadurch sind technologische Altcoins weniger beliebt und weniger profitabel als früher, stellen Analysten fest.
Der Marktanalyst Ali Martinez sieht die Memecoin-Welle als eine negative Entwicklung. Die Konkurrenz auf dem Kryptomarkt sei enorm, wodurch sich die Chancen auf eine Altseason verringern. Eine Altseason ist eine Phase, in der die Kurse von Altcoins über einen längeren Zeitraum hinweg steigen – wie es beispielsweise 2017 geschah. Laut Martinez befinden wir uns jedoch in einer anderen Ära. Auf „X“ teilte er seine Einschätzung zur aktuellen Marktlage.
Lösung für die „Über-Tokenisierung“
Dan Novaes, Mitbegründer von EARN’M, sieht die Flut an Memecoins als ein Problem für die Krypto-Industrie. Er spricht von einer „Über-Tokenisierung“, bei der das Marktangebot schlicht zu groß ist. Allerdings sieht Novaes eine Lösung in Form von Unternehmensfusionen. Das bedeutet, dass Krypto-Unternehmen ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam zu wachsen. Zudem erwartet das Gesicht von EARN’M, dass 2025 ein Jahr der Konsolidierung für den Kryptosektor wird. Er geht davon aus, dass sich der Markt stabilisiert und einige Krypto-Projekte verschwinden werden.
Laut Novaes ist Konsolidierung ein Zeichen für einen reiferen Kryptomarkt. Er vergleicht diese Entwicklung mit dem Boom mobiler Apps zwischen 2008 und 2010. Nach einer Phase massiven Wachstums folgte ein stabilerer und ruhigerer Markt.
Auch Coinbase-CEO Brian Armstrong hat die rasante Entwicklung des Kryptomarktes in weniger als zehn Jahren miterlebt. Aufgrund der Einführung Hunderter neuer Coins pro Jahr erwägt Coinbase eine Änderung seines Notierungsprozesses. Auf „X“ schrieb Armstrong:
„Wir müssen unser Notierungsverfahren bei Coinbase überdenken, da mittlerweile wöchentlich rund 1 Million Token erstellt werden – und die Zahl weiter steigt. Ein Luxusproblem, aber es ist nicht mehr realistisch, jeden Token einzeln zu prüfen.“
Laut dem Coinbase-CEO ist es wichtig, dass Finanzaufsichtsbehörden schnellere Genehmigungsverfahren einführen. Diese sollten verschiedene Aspekte beinhalten, wie automatisierte On-Chain-Datenanalysen und Kundenbewertungen. Darüber hinaus plädiert Armstrong für einen neuen Ansatz bei der Token-Zulassung. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise eine Liste gesperrter Token anstelle einer Genehmigungsliste. Dies würde es Krypto-Investoren erleichtern, unerwünschte Token herauszufiltern.
Auch in Bezug auf die regulatorische Lage fordert Armstrong mehr Klarheit. In einem Interview mit Bloomberg erklärte er:
„Wir wollen diese Branche innerhalb eines klaren regulatorischen Rahmens etablieren, damit ein angemessenes Maß an Verbraucherschutz gewährleistet ist.“