Foto: MDart10/Shutterstock
Die US-Notenbank plant kurzfristig keine Senkung des Leitzinses. Die Wirtschaft ist stark, der Arbeitsmarkt stabil, und die Inflation bleibt ein Problem. Obwohl die strikten Aussagen von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank, angesichts der robusten Wirtschaft keine Überraschung sind, fiel der Bitcoin-Kurs deutlich.
Aber geschah dieser Rückgang wirklich aufgrund der Aussagen der US-Notenbank, oder steckt möglicherweise etwas anderes dahinter?
No meaningful change from Jay Powell in his testimony: Inflation has eased significantly but remains somewhat elevated. The labor market appears to have stabilized.
The Fed is on hold. It will stay there until inflation improves or the labor market weakens unexpectedly.
— Nick Timiraos (@NickTimiraos) February 11, 2025
Warum fällt der Bitcoin-Kurs heute?
Angesichts der Wirtschaftsdaten der letzten Wochen kommt die Haltung der US-Notenbank nicht unerwartet. Es gibt schlichtweg keine Anzeichen für eine Situation, die nach Zinssenkungen verlangt. Daher erscheint es unwahrscheinlich, dass Bitcoin und der restliche Kryptomarkt aus diesem Grund im Minus notieren.
Diese Einschätzung wird durch die Aktienmärkte bestätigt, die US-Futures zeigen keine negativen Zahlen.
Die Probleme von Bitcoin scheinen daher eine andere Ursache zu haben. Eine mögliche Erklärung ist der derzeitige Boom beim Goldpreis. Gold erreicht nahezu ununterbrochen neue Allzeithochs und zieht damit die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich.
Bitcoin wird oft als digitales Gold betrachtet und gilt laut einigen Analysten sogar als eine verbesserte Version. Gegen Ende 2024 übertraf Bitcoin die Wertentwicklung des Edelmetalls deutlich, wodurch sich die Erwartung verbreitete, dass Goldinvestoren in die digitale Währung umsteigen könnten.
Nun könnte jedoch das Gegenteil eintreten: Der Markt erkennt an, dass auch Gold seinen Platz im Finanzsystem verdient. Besonders für Zentralbanken bleibt Gold eine bedeutende Anlageklasse. Seit der Beschlagnahmung der russischen Währungsreserven während des Ukraine-Krieges ist die Bedeutung von Gold sogar weiter gestiegen – wie die folgende Grafik zeigt.
Since the end of the gold standard in 1971, gold has been a de minimis portion of reserves.
America’s weaponization of financial sanctions against Russia has kicked off a new cycle for official gold use. i doubt it stops anytime soon. Gold4k pic.twitter.com/D8Y91uSYyf
— Eric Wallerstein (@ericwallerstein) February 10, 2025
Welche Auswirkungen hat die strikte US-Notenbank auf Bitcoin?
Grundsätzlich müssen wir den strikten Kurs der US-Notenbank nicht überbewerten. Natürlich sind niedrigere Zinsen vorteilhaft für eine Anlageklasse wie Bitcoin, aber die aktuelle wirtschaftliche Lage erfordert keine Zinssenkungen. Daher ist es nicht überraschend, dass hier Geduld gefragt ist, und es ist unwahrscheinlich, dass der heutige Bitcoin-Rückgang damit zusammenhängt.
Man könnte sogar argumentieren, dass das Ausbleiben von Zinssenkungen positiv für Bitcoin und den Finanzmarkt ist.
Warum? Weil dies bedeutet, dass die wirtschaftliche Lage stabil ist. Es wäre viel besorgniserregender, wenn die US-Notenbank gezwungen wäre, die Zinsen auf 0 % zu senken – denn das würde bedeuten, dass die Wirtschaft in einer schweren Krise steckt und dringend Unterstützung benötigt.
Da dies aktuell nicht der Fall ist, bleibt das Fundament für den Bitcoin-Bullenmarkt intakt. In den letzten zehn Jahren haben wir uns wahrscheinlich an extrem niedrige Zinsen gewöhnt, aber das bedeutet nicht, dass eine Hausse ohne einen Leitzins von 0 % unmöglich ist.
Die folgende Grafik von Eric Wallerstein bestätigt diese Einschätzung: Es wird für kleine Unternehmen zunehmend einfacher, Kredite zu erhalten – ein Faktor, der in der Regel vorteilhaft für risikoreiche Anlagen wie Bitcoin und Aktien ist.
let the private sector releveraging begin pic.twitter.com/NFqh9UOIm0
— Eric Wallerstein (@ericwallerstein) February 11, 2025