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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht mit ihrem jüngsten Blockchain-Projekt „Promissa“ innovative Wege und unterstreicht damit ihre Rolle als Vorreiterin im Bereich der Digitalisierung des Finanzsystems. Gemeinsam mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Weltbank wurde eine Plattform entwickelt, die internationale Finanzzusagen – sogenannte Promissory Notes – digitalisiert und auf eine Distributed-Ledger-Technologie (DLT) überträgt.
Blockchain-Effizienz und Transparenz im Fokus
Bisher wurden internationale Finanzzusagen zwischen Staaten und Entwicklungsbanken meist papierbasiert und manuell verwaltet. Dies war nicht nur zeitaufwendig, sondern auch fehleranfällig. Mit Promissa werden diese Prozesse nun automatisiert und digital abgebildet.
Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, sämtliche Transaktionen und Zusagen fälschungssicher und transparent zu dokumentieren. Alle beteiligten Parteien – von Zentralbanken über Finanzministerien bis hin zu multilateralen Entwicklungsbanken – erhalten Zugriff auf eine gemeinsame, stets aktuelle Datenbasis.
„Das Projekt Promissa ist ein gutes Beispiel dafür, wie Blockchain für das Gemeinwohl genutzt werden kann“, erklärt Morten Bech, Leiter des Schweizer Zentrums des BIZ-Innovation-Hubs.
Ein besonderer Vorteil liegt in der Nachverfolgbarkeit und der Effizienzsteigerung: Durch die Tokenisierung der Schuldscheine können Informationen schneller und sicherer ausgetauscht werden. Das reduziert nicht nur Kosten, sondern minimiert auch das Risiko von Fehlern und Missverständnissen.
In einem groß angelegten Testlauf waren neben der Schweiz auch Länder wie Brasilien, Ghana, Kasachstan und Südafrika beteiligt. Die Resultate zeigen, dass sich der Verwaltungsaufwand erheblich verringern lässt und die Transparenz für alle Beteiligten steigt.
Mit Promissa setzt die SNB ein deutliches Zeichen für die Anwendung von Blockchain-Technologie jenseits von Kryptowährungen. Das Projekt zeigt, dass DLT nicht nur für private Unternehmen, sondern auch im öffentlichen Sektor und bei internationalen Organisationen erhebliche Vorteile bieten kann. Die SNB betont dabei, dass es sich um ein Experiment handelt, dessen Erkenntnisse in die weitere Entwicklung digitaler Finanzinstrumente einfließen sollen.
Digitale Zukunft: Kommt der Schweizerfranken auf die Blockchain?
Das Projekt wirft jedoch auch Fragen auf: Wird der Schweizer Franken künftig digital? Die SNB bleibt in dieser Frage vorsichtig. Zwar ist die technische Machbarkeit einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) erwiesen – inspiriert auch durch den Aufstieg von Bitcoin (BTC) und anderen Kryptowährungen –, doch bestehen weiterhin Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen auf das Finanzsystem und die Rolle der Geschäftsbanken. Vorerst setzt die SNB auf hybride Modelle, die analoge Stabilität mit digitaler Effizienz verbinden.
Mit Promissa beweist die Schweizerische Nationalbank Innovationskraft und Weitblick. Das Projekt könnte nicht nur die Verwaltung internationaler Finanzzusagen revolutionieren, sondern auch die Weichen für die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes stellen. Die Digitalisierung schreitet voran – und die SNB bleibt am Puls der Zeit.