Web3 und Tor: Ist wahre Anonymität im Internet möglich?
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Sicherheitslücken im Tor-Netzwerk
Deutsche Strafverfolgungsbehörden, darunter das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft in Frankfurt, konnten durch technische Überwachungsmethoden mindestens einen Nutzer identifizieren, der im Zusammenhang mit dem Handel von Missbrauchsmaterial im Darknet stand. Die Enttarnung des Nutzers erfolgte durch eine Kombination aus Überwachung von Tor-Knoten und einer Timing-Analyse, die es den Ermittlern ermöglichte, die Identität des Nutzers über seinen Internetdienstanbieter zu erfahren.
Diese Operation, die zwischen 2019 und 2021 stattfand und mit einer langen Haftstrafe des Verdächtigen im Jahr 2022 endete, hat Fragen über die Sicherheit und Zukunft der Anonymität im Internet aufgeworfen.
Tor-Anonymität unter Druck
Matthias Marx vom Chaos Computer Club, einer Vereinigung europäischer Hacker, sieht „keine Hinweise darauf, dass für reine Nutzer des Tor-Browsers ein Risiko der Deanonymisierung besteht.“
Marx hatte Zugang zu vertraulichen Dokumenten, die zeigten, wie die Polizei den Täter über das Tor-Netzwerk deanonymisieren konnte. Seinen Erkenntnissen zufolge betreffen die bisherigen erfolgreichen Versuche zur Identifizierung von Nutzern hauptsächlich sogenannte Onion-Dienste und Messenger, die diese Technologie verwenden.
„Es erfordert viel Aufwand und scheint nur in wenigen Fällen erfolgreich zu sein“, erklärte Marx gegenüber der Deutschen Welle (DW).
Matthias Marx ist der Ansicht, dass staatliche Überwachungsbehörden kaum in der Lage sind, jemanden zu identifizieren, der den Tor-Browser nur zum Surfen im Internet nutzt. Dennoch fordert er das Tor-Projekt auf, den Schutz der Anonymität weiter zu verbessern.
Der Tor Project, die Organisation hinter dem Anonymitätsnetzwerk, räumte ein, dass sie nicht alle technischen Details des Angriffs erhalten habe. Sie betonte jedoch, dass Nutzer weiterhin auf das Netzwerk vertrauen könnten, da seit der damals durchgeführten Operation neue Schutzmechanismen hinzugefügt wurden. Ein Beispiel hierfür ist das „Vanguards-lite“-Feature, das in neueren Tor-Versionen eingeführt wurde, um Timing-Angriffe zu verhindern.