„Rein bösartig“: Schwere Vorwürfe bei Gericht
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Am 19. August wurde Shan Hanes von einem Gericht in Wichita (Kansas) zu einer Gefängnisstrafe von 24 Jahren verurteilt. Aus den Gerichtsunterlagen geht hervor, dass Hanes unter anderem 47 Millionen Dollar von einer kleinen Bank in Kansas gestohlen und an Krypto-Wallets einer Gruppe von Betrügern weitergeleitet hat. Diese hätten Hanes dazu verleitet, immer mehr Geld zu überweisen, da sie sonst angeblich nicht an die Gewinne gelangen könnten.
Kapital von Bank, Investmentclub und Sparkonten
In einem Zeitraum von nur 8 Wochen sorgte Hanes persönlich dafür, dass die Heartland Tri-State Bank in Elkhart zusammenbrach. Er führte zahlreiche Transaktionen durch, wodurch Millionen von Dollar aus der Bank abflossen. Als die Bank zusammenbrach, trat die US-Aufsichtsbehörde, die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), auf den Plan.
Für Hanes blieb es jedoch nicht bei den Millionen der Bank. Er betrog auch die örtliche Kirche und seinen Investmentclub um viel Geld. Schließlich räumte er auch das Sparkonto für das Studium seiner Tochter leer. All das Geld wurde an die Wallets der Betrüger transferiert, damit diese mehr Kryptowährungen kaufen konnten. Obwohl Hanes also viele Millionen überwies, erhielt er jedoch nie eine Gewinnausschüttung.
Viele Opfer durch gestohlene Kapitalien
Ein ehemaliger Nachbar von Hanes, Brian Mitchell, bezeichnete seine Handlungen als „rein bösartig“, obwohl er ihn in der Vergangenheit immer als „guten“ Menschen gesehen hatte. Hanes half nämlich immer den Menschen in seiner Gemeinschaft und predigte in der örtlichen Kirche. Mitchell besaß eine Farm und eine Kinokette, die ebenfalls bei der zusammengebrochenen Bank bankierte. Zusammen mit etwa 30 Anteilseignern der Bank nahm er an der Sitzung teil, um das Urteil gegen Hanes zu hören. Die Sitzung fand schließlich ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Bank statt. Ein Zusammenbruch, durch den die Aktionäre ihre Anteile in kurzer Zeit auf null sinken sahen.
Mitchell betont, dass neben den Aktionären noch viele andere Opfer betroffen sind. So hätten Menschen etwa 70 bis 80 % ihrer Altersvorsorge verloren, und es gibt jemanden, der kaum noch das Pflegeheim für ihre 93-jährige Mutter bezahlen kann.
Hanes soll während der Sitzung keinerlei Reue gezeigt haben. Während des Prozesses, abgesehen von einem kurzen Moment, soll er ständig zum Richter geschaut haben. Einmal soll er über die Schulter geblickt und sich entschuldigt haben, jedoch ohne jeglichen Augenkontakt.
„Pig Butchering“-Betrug im Wert von Millionen Dollar
Der sogenannte Pig Butchering-Betrug begann Ende 2022. Bei diesen Betrugsmaschen wird das Opfer dazu verleitet, in ein vermeintlich legitimes virtuelles Investitionsprojekt zu investieren, woraufhin das Geld des Opfers gestohlen wird. Hanes war damals Vorsitzender der Kansas Bankers Association und konnte durch Täuschung der Mitarbeiter verschiedene Transaktionen durchführen lassen. Er tat dies, nachdem die ersten Gespräche mit einem Betrüger, dessen Identität noch immer unbekannt ist, über WhatsApp begonnen hatten.
Die Transaktionen kamen schließlich ans Licht, als ein Bankmitarbeiter sich gegenüber Mitchell äußerte. Die Transaktionen wurden schnell aufgedeckt und Hanes wurde innerhalb weniger Tage entlassen. Zwei Wochen nach der Entlassung wurde die Bank geschlossen und von der Aufsichtsbehörde übernommen. Die Aktionäre konnten ihr Geld abschreiben. Die Kunden hingegen wurden mit ihren Guthaben von anderen Banken übernommen. Erst Monate später wurde Hanes Beteiligung am Zusammenbruch der Bank öffentlich bekannt, obwohl viele bereits wussten, dass die Bank aufgrund eines Betrugs zusammengebrochen war.