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Der Kryptomarkt bereitet sich auf einen wichtigen nächsten Schritt vor: die mögliche Einführung dutzender neuer Börsenprodukte, die das Investieren in Kryptowährungen zugänglicher machen sollen.
Es handelt sich um sogenannte Exchange-Traded Funds (ETFs) – Investmentfonds, die den Kurs einer oder mehrerer Kryptowährungen abbilden und wie Aktien an der Börse gehandelt werden können.
ETFs gelten als Brücke zwischen den traditionellen Finanzmärkten und der Welt der Kryptowährungen.
72 Anträge für Krypto-ETFs bei der Aufsichtsbehörde
Das Interesse an solchen Produkten ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Bei der US-Börsenaufsicht, der Securities and Exchange Commission (SEC), liegen mittlerweile nicht weniger als 72 Anträge vor.
Eric Balchunas, Analyst bei Bloomberg, hat eine Übersicht aller laufenden Anträge veröffentlicht. Darunter befinden sich Anträge für ETFs auf unter anderem Litecoin (LTC), XRP (XRP), Cardano (ADA), Solana (SOL) und sogar Memecoins wie Dogecoin (DOGE).
„Es wird ein wildes Jahr“, fasst der Analyst zusammen.

Wovon die Bewertung abhängt
Analysten sprechen von einem Wendepunkt: Wenn auch Altcoins wie Solana, XRP oder Cardano über ETFs handelbar würden, könnte das die Krypto-Adoption deutlich beschleunigen.
Bei der Bewertung dieser Anträge berücksichtigt die SEC verschiedene Faktoren. Ein zentraler Aspekt ist der rechtliche Status der zugrunde liegenden Kryptowährung. Wird ein Coin als Wertpapier (Security) eingestuft, gelten strengere Vorschriften, und eine ETF-Zulassung ist deutlich unwahrscheinlicher.
Bitcoin wird inzwischen weitgehend als Rohstoff (Commodity) anerkannt und unterliegt der Aufsicht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Ethereum befindet sich in einer Grauzone, doch seit die SEC Anfang 2024 mehrere Spot-ETFs auf Ethereum genehmigt hat, wird davon ausgegangen, dass der Coin in der Praxis als Commodity behandelt wird. Eine offizielle Erklärung dazu fehlt jedoch.
Für andere Coins wie Solana, Cardano und XRP ist die Lage heikler. Die rechtliche Diskussion über ihre Einstufung als Wertpapier oder Rohstoff ist noch nicht abgeschlossen, und diese Unsicherheit verringert die Chancen auf eine Zulassung durch die SEC.
Auch die Marktstruktur spielt eine Rolle. Die SEC achtet unter anderem auf die Liquidität und Transparenz des zugrunde liegenden Coins. Je größer und aktiver das Handelsvolumen, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Zulassung. Bitcoin und Ethereum erfüllen diese Anforderungen in hohem Maße, viele Altcoins hingegen noch nicht.
Schließlich bleibt die Kursmanipulation eine große Sorge für die Aufsichtsbehörde. Die SEC will sicherstellen, dass ausreichende Aufsicht über die Handelsplattformen besteht und dass diese effektiv mit den Behörden zusammenarbeiten. Ohne diese Sicherheit wird ein Antrag nur selten genehmigt.
ETF-Einführung garantiert keinen Erfolg
Trotz der hohen Zahl von Anträgen für Altcoin-ETFs ist fraglich, ob es tatsächlich eine große Nachfrage auf dem Markt geben wird. Laut Balchunas garantiert die Einführung eines ETFs keinen Erfolg:
„Dass deine Coin in einen ETF umgewandelt wird, ist wie in einer Band zu spielen und deine Songs auf alle Musikstreamingdienste zu bringen. Es garantiert keine Hörer, aber es bringt deine Musik dorthin, wo das größte Publikum ist.“
Inzwischen wurde in Kanada der erste Spot-Solana-ETF eingeführt. Es ist jedoch noch zu früh, um eine fundierte Aussage über das Anlegerinteresse zu treffen. Das aktuell verwaltete Vermögen beträgt laut Purpose Investments rund 6 Millionen US-Dollar.