Schweiz verliert an Attraktivität durch strenge Krypto-Regulierung
Foto: Allexxandar/Shutterstock
In den letzten Jahren hat die Schweiz, wie du schon oft in den Nachrichten lesen konntest, einen globalen Ruf als Vorreiter in der Blockchain- und Kryptowährungsbranche aufgebaut. Das Crypto Valley im Kanton Zug hat sich zu einem der weltweit führenden Zentren für Blockchain-Innovation entwickelt. Doch in jüngster Zeit gerät das Land durch strengere regulatorische Maßnahmen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unter Druck. Diese Entwicklung sorgt für Unmut in der Blockchain-Industrie, da sie befürchtet, dass die Schweiz an Attraktivität verliert.
Strengere Regeln für Stablecoins
Ein Beispiel für diese Spannungen ist die neue Regelung der FINMA für Stablecoins. Seit Juli 2024 müssen Emittenten von Stablecoins alle Transaktionen systematisch überprüfen, was zu erheblichen Hürden für Unternehmen führt. Yulgan Lira, der Gründer des Stablecoins Colb, betont, dass diese Regel die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz auf dem globalen Markt gefährdet. „Eine solche Einschränkung der Übertragbarkeit macht es unmöglich, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein“, so Lira.
Thread
In July this year, FINMA hinted at new regulatory expectations for stablecoin issuers in Switzerland. This could fundamentally reshape how Swiss stablecoins interact with decentralized finance (DeFi).Here’s why it matters 👇
— Yulgan Lira (yulgan.eth) (@yulgan) October 21, 2024
Auch die führenden Branchenverbände wie die Swiss Blockchain Federation und die Crypto Valley Association äußerten ihren Widerstand gegen die neuen Regeln. Sie argumentieren, dass solche Vorschriften die wirtschaftliche Lebensfähigkeit von zentralisierten Stablecoins in der Schweiz untergraben. Viele Unternehmen erwägen nun, ihre Geschäfte in die Europäische Union zu verlagern, wo das regulatorische Umfeld mit der Einführung von MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation) klarer und vorhersehbarer ist.
Die Rolle der Banken und die FINMA
Biba Homsy, Anwältin und Expertin für Kryptowährungen, räumt ein, dass Banken durch ihr frühes und starkes Engagement im Kryptosektor vom Regulator bevorzugt behandelt werden. Sie hebt jedoch die Dringlichkeit eines konstruktiven Dialogs mit kleineren Finanzintermediären hervor, die besonders in der Förderung von Innovation eine Schlüsselrolle spielen.
Gabriel Jaccard, Mitbegründer der Good Token Society, stimmt dem zu und kritisiert die aktuellen Entscheidungen der FINMA:
„Die jüngsten Positionen der FINMA begünstigen die Banken, die von Natur aus mit diesen ungerechtfertigten Anforderungen kompatibel sind.“
Während die Schweiz mit regulatorischen Herausforderungen konfrontiert ist, zeichnet sich in der Europäischen Union ein anderes Bild ab. Mit dem Inkrafttreten des MiCA-Regelwerks für Krypto-Assets bietet die EU einen klaren, wenn auch strengen Rechtsrahmen für den Kryptomarkt. Dieser schafft Anreize für Schweizer Unternehmen, ihre Präsenz auf dem europäischen Markt auszubauen. Biba Homsy fordert deshalb, dass die Schweiz ebenfalls ausgewogene und wettbewerbsfähige Regelungen einführt, um international konkurrenzfähig zu bleiben.