FTX EU schien einen neuen Eigentümer zu haben, doch der Schein trügt
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Die insolvente Kryptobörse FTX schien eine Vereinbarung über den Verkauf ihrer europäischen Sparte getroffen zu haben. Backpack Exchange gab bekannt, die Plattform übernehmen zu wollen und kündigte an, die Rückzahlungen an alle Betroffenen zu übernehmen. Doch nun hat die Geschichte eine überraschende Wendung genommen: Laut FTX gab es weder eine Zustimmung für den Verkauf noch für die Rückzahlung ehemaliger Kunden. Wie geht es jetzt weiter?
Ist FTX EU jetzt übernommen worden oder nicht?
Am Dienstag erklärte Backpack Exchange in einer Pressemitteilung, dass sie FTX EU übernommen habe, wie bereits in den Krypto-Nachrichten berichtet wurde. Mit der MiFID-II-Lizenz von FTX EU könnte Backpack regulierte Krypto-Derivate in der Europäischen Union anbieten.
Doch FTX veröffentlichte gestern ebenfalls eine Pressemitteilung und stellte klar, dass die Übernahme noch nicht stattgefunden habe und noch nicht von einem US-Insolvenzgericht genehmigt wurde. „Die Pressemitteilung von Backpack wurde ohne das Wissen oder die Beteiligung von FTX veröffentlicht,“ hieß es.
FTX betonte, dass die Gläubiger zuvor dem Verkauf von FTX EU an „bestimmte ehemalige Insider“ unter Aufsicht des Insolvenzgerichts zugestimmt hatten. Allerdings sei die Übertragung der Aktien noch nicht erfolgt, weshalb FTX EU weiterhin im Besitz von FTX Europe AG, einer Tochtergesellschaft von FTX, sei.
Weiterhin teilte FTX mit, dass diese ehemaligen Insider nun zugestimmt hätten, FTX EU indirekt an Backpack zu übertragen. Weder FTX noch das Insolvenzgericht seien jedoch bis diese Woche darüber informiert worden.
FTX stellte klar, dass Backpack nicht befugt sei, Rückzahlungen an europäische FTX-Kunden vorzunehmen, und dass Backpack in keiner Weise an diesem Prozess beteiligt sei. Dies steht im Widerspruch zu den Aussagen von Backpack, das diese Woche erklärte, die Verantwortung für die Rückzahlungen zu übernehmen.
Backpack bleibt jedoch bei seiner Position und erklärte, dass die Übertragung von FTX EU der Genehmigung durch die CySec (Cyprus Securities and Exchange Commission) unterliege. „Wir freuen uns auf den Abschluss der Übertragung, damit wir – genau wie die FTX-Insolvenzeinheit – mit der Rückzahlung von Kundengeldern an ehemalige FTX-EU-Kunden beginnen können,“ erklärte Backpack abschließend.
Ein ungewöhnlicher Fall mit ungewissem Ausgang
Die Geschichte bleibt spannend, und es ist zu erwarten, dass in den kommenden Wochen weitere Details bekannt werden.
Es herrscht weiterhin große Unklarheit bezüglich des Rückzahlungsprozesses für europäische FTX-Kunden.
Das US-Insolvenzgericht genehmigte im Oktober letzten Jahres den Rückzahlungsplan von FTX, und dieser Prozess begann in diesem Monat. Allerdings ist dieser Plan völlig unabhängig von den Rückzahlungen an das europäische Kundenportfolio. Diese Verantwortung liegt vollständig bei FTX EU. Wie viel und wann europäische Kunden mit Rückzahlungen rechnen können, bleibt derzeit ein großes Fragezeichen.